Familienfinanzen OrganisationHaushaltsbudget clever planenMit Kindern über Geld sprechen – ab wann und wie?

Mit Kindern über Geld sprechen – ab wann und wie?

Warum Geld kein Tabuthema sein sollte – und wie wir unseren Kindern klarmachen, dass Münzen mehr sind als nur Glitzer im Sparschwein.

Geld regiert die Welt? Vielleicht. Aber viel wichtiger: Geld regiert auch den Alltag einer Familie. Und früher oder später kommen unsere Kinder mit dem Thema in Kontakt. Sei es, weil sie im Supermarkt eine Tafel Schokolade wollen, im Kinderzimmer über ein neues Spielzeug diskutiert wird oder sie sich fragen, warum manche Kinder in den Urlaub fliegen und andere nicht. Und dann? Wie erklären wir das alles, ohne sie zu überfordern? Ab wann macht es Sinn, über Geld zu sprechen? Und wie geht das, ohne gleich wie ein Sparkassenberater am Abendbrottisch zu wirken?

Warum es so wichtig ist, über Geld zu sprechen

Kinder lernen von uns – immer. Auch wenn wir nicht sprechen. Wenn wir gestresst auf den Kontoauszug schauen, im Supermarkt alles ablehnen oder mit Sätzen wie „dafür haben wir kein Geld“ reagieren, prägt das. Nur: Kinder können das selten einordnen. Für sie bedeutet „kein Geld“ oft: Wir sind arm. Oder: Ich hab was falsch gemacht. Und das wollen wir nicht, oder?

 

Offenheit schafft Sicherheit. Wenn wir bereit sind, altersgerecht über Geld zu reden, nehmen wir unseren Kindern die Angst vorm Thema. Es wird normal, wie Zähneputzen oder Schulranzen packen. Und wir geben ihnen ein Werkzeug mit auf den Weg, das sie ihr Leben lang brauchen werden: den bewussten Umgang mit Finanzen. Denn wer gelernt hat, Geld nicht als etwas Bedrohliches oder Geheimes zu sehen, geht später entspannter und überlegter mit dem Thema um. Und das wiederum kann enormen Einfluss auf das eigene Selbstbewusstsein im späteren Leben haben.

Der richtige Zeitpunkt: Früher als du denkst

Du musst deinem Vierjährigen keine Steuererklärung erklären. Aber Kinder verstehen viel früher, was Geld ist, als wir denken. Spätestens wenn sie den Wunsch äußern, etwas zu kaufen, ist das der perfekte Moment einzusteigen. Dabei geht es nicht darum, sofort in Zahlen oder Budgets zu sprechen, sondern in Geschichten und Beispielen. Wenn sie verstehen, dass Geld ein Tauschmittel ist, das man gegen Dinge eintauschen kann, begreifen sie auch, dass es begrenzt ist.

Unsere Jüngste wollte mit fünf Jahren ein riesiges Plüschtier für 39,99 Euro. Statt einfach Nein zu sagen, haben wir uns gemeinsam angeschaut, wie viele Wochen ihr Taschengeld dafür reichen müsste. Und siehe da: Sie fing an zu sparen. Stolz wie Bolle, als es irgendwann klappte. Ganz nebenbei hat sie dabei auch gelernt, wie viel Geduld und Disziplin zum Sparen dazugehört – eine Lektion, die wir Erwachsenen manchmal selbst noch brauchen.

Wie erklärt man Geld kindgerecht?

Erklärungen rund ums Geld müssen nicht kompliziert sein. Es geht um Bilder, um Vergleiche, um echte Situationen. Geld ist wie ein Rucksack: Man hat nur begrenzt Platz, und je nachdem, was man reinpackt, bleibt für anderes weniger Raum. Wenn du dir das neue Spielzeug kaufst, kannst du dir vielleicht kein Eis mehr holen. Klingt simpel, wirkt aber. Kinder verstehen Konsequenz. Nicht als Strafe, sondern als Logik.

Auch das Thema „Arbeit und Geld verdienen“ lässt sich gut erklären: Mama und Papa bekommen für ihre Arbeit Geld. Mit diesem Geld können wir wohnen, essen, spielen, verreisen. Und genau deswegen überlegen wir uns gut, wofür wir es ausgeben. Wenn man ihnen zeigt, wie man für einen bestimmten Betrag eine Woche lang einkaufen kann – oder eben nicht – dann verstehen sie den Wert besser als mit bloßen Worten.

Ein schönes Beispiel ist auch der Besuch auf dem Wochenmarkt: gemeinsam Preise vergleichen, mit einem festgelegten Betrag einkaufen und danach schauen, wie viel übrig ist – das ist Lernen mit allen Sinnen.

Taschengeld als Einstieg: Lernen durch eigenes Tun

Taschengeld ist nicht nur ein Extra, sondern ein Übungsfeld. Es geht nicht darum, dass Kinder damit alle ihre Wünsche erfüllen. Sondern dass sie lernen: Geld ist endlich. Man kann es ausgeben, sparen oder falsch einschätzen. Und das darf auch mal schiefgehen. Fehler gehören dazu.

Unser Sohn hat sein komplettes Taschengeld einmal für Klebe-Tattoos verprasst. Danach war die Enttäuschung groß. Wir haben ihn nicht belehrt. Wir haben einfach gewartet. Zwei Wochen später hat er angefangen, Preise zu vergleichen. Lerneffekt: 100 von 100 Punkten. Er erzählte dann sogar stolz seinen Freunden, warum man lieber zweimal überlegen sollte, bevor man alles auf einmal ausgibt.

Der Trick dabei: Nicht kontrollieren, sondern begleiten. Frag nach, was dein Kind mit dem Geld machen möchte. Hilf beim Planen, aber sag nicht immer gleich, was schlau oder dumm ist. Vertrauen ist hier das Schlüsselwort. Und: Mach das Thema nicht zu groß. Geld ist wichtig, ja. Aber nicht wichtiger als Beziehung, Vertrauen und gemeinsame Zeit.

Wenn Kinder größer werden: Konsum hinterfragen lernen

Mit dem Alter kommt nicht nur der Wunsch nach mehr Geld, sondern auch nach teureren Dingen: Markenklamotten, Technik, Ausgehen. Jetzt wird’s spannend. Denn plötzlich stehen auch gesellschaftliche Themen im Raum: Warum haben manche viel und andere wenig? Warum tragen manche Kinder teure Schuhe, obwohl sie noch in die Grundschule gehen? Was bedeutet es, wenn jemand sagt: „Wir können uns das nicht leisten?“

Wir haben das zum Gespräch genutzt. Nicht als Moralkeule, sondern als Einladung: Was ist dir wichtig? Warum willst du das haben? Oft kam dabei raus, dass es ums Dazugehören ging. Oder um Neugier. Und dann kann man gemeinsam schauen: Gibt es Alternativen? Kann man gemeinsam auf etwas sparen? Oder braucht es das vielleicht gar nicht?

Wir haben zum Beispiel mit unseren Kindern eine „Spar-Challenge“ gemacht: Jeder überlegt, auf was er eine Woche lang verzichten kann – das gesparte Geld kommt in eine gemeinsame Kasse. Vom Erlös haben wir einen Familienausflug gemacht. Fazit der Kinder: „Das hat mehr Spaß gemacht als das Teil, das ich kaufen wollte.“

Auch hier hilft Transparenz. Wenn Kinder verstehen, wie viel Geld für Miete, Essen und Schule draufgeht, bekommen sie ein realistisches Bild. Ohne Angst. Aber mit Respekt vor dem, was Geld leisten kann – und was nicht. Und sie begreifen auch: Man kann mit weniger genauso glücklich sein, wenn man weiß, was man hat.

Geld ist kein Geheimnis – sondern ein Gesprächsthema

Viele von uns sind aufgewachsen mit dem Satz: „Über Geld spricht man nicht.“ Aber warum eigentlich nicht? Klar, niemand muss sein Einkommen offenlegen. Aber wenn wir nie über Geld sprechen, bleibt es ein Mysterium. Und Kinder füllen diese Lücken mit eigenen Fantasien. Oft denken sie, wir seien entweder reich oder arm – weil sie die Zwischentöne nicht kennen.

Wir müssen nicht jede Ausgabe mit den Kids diskutieren. Aber wir können sie teilhaben lassen. Zum Beispiel bei der Urlaubsplanung: „Wir haben Summe X zur Verfügung, was ist uns gemeinsam wichtig?“ Oder beim Wocheneinkauf: „Lasst uns versuchen, unter 100 Euro zu bleiben – wer hilft mit planen?“ Auch einfache Rechenspiele mit echten Scheinen und Münzen bringen Spaß und machen abstraktes Wissen greifbar.

Das schafft nicht nur ein gutes Gefühl, sondern auch Verantwortung. Und es nimmt das Drama aus dem Thema Geld. Denn wer Geld nicht als Problem, sondern als Planungsbasis sieht, kann viel entspannter damit umgehen.

Fehler sind erlaubt – auch beim Geld

Und ganz wichtig: Kinder (und Eltern!) müssen nicht perfekt sein. Es darf auch mal daneben gehen. Ein Fehlkauf, ein unüberlegter Tausch auf dem Schulhof, ein verlorenes Portemonnaie. Gehört alles dazu. Und ist oft die beste Lektion. Denn niemand lernt aus dem perfekten Ablauf – sondern aus dem, was schiefging.

Unsere Tochter hat mal ihr Taschengeld bei einem Klassenkameraden gegen ein gebrauchtes Spielzeug eingetauscht, das am Ende nicht funktionierte. Sie war traurig, wütend und verunsichert. Wir haben mit ihr darüber gesprochen, wie man mit so einer Erfahrung umgehen kann. Und was man beim nächsten Mal anders machen würde. Kein Vorwurf, kein Drama. Nur echtes Lernen.

Später hat sie einer Freundin geholfen, nicht denselben Fehler zu machen. Das zeigt: Aus solchen Erfahrungen entsteht nicht nur Wissen, sondern auch Mitgefühl. Und das kann kein Ratgeber der Welt vermitteln.

Fazit: Über Geld reden heißt, übers Leben reden

Geld ist mehr als Zahlen. Es ist ein Spiegel für Werte, Entscheidungen und Prioritäten. Wenn wir mit unseren Kindern darüber sprechen, zeigen wir ihnen nicht nur, wie man rechnet – sondern wie man denkt. Was wichtig ist. Und wie man verantwortungsvoll handelt.

 

Also: Fang einfach an. Ehrlich, liebevoll, altersgerecht. Nicht als Vortrag. Sondern im Alltag. Beim Bäcker, beim Einkaufen, beim Sparen auf das erste Fahrrad. Beim Taschengeld, bei der Diskussion um das neue Spiel oder bei der Frage, warum der Nachbar ein größeres Auto hat.

Denn wer früh lernt, über Geld zu sprechen, lernt auch, klug damit umzugehen. Und das ist ein Geschenk, das ein Leben lang hält. Nicht nur für das Kind, sondern für die ganze Familie.

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