Wenn du Hamburg hörst, denkst du vielleicht an Fischbrötchen, Hafenrundfahrten oder die Reeperbahn. Aber Familienprogramm? Kinderfreundlich? Zuerst war ich skeptisch. Doch nachdem wir ein Wochenende lang die Hansestadt mit Kind und Kegel durchstreift haben, kann ich sagen: Hamburg kann Familie – wenn man weiß, wie.
In diesem Artikel nehme ich dich mit auf unsere zwei Tage voller Schiffe, Speicherstadt, Spielplätze, Möwen, Enten und einer ordentlichen Portion Stadt-Abenteuer. Mit ehrlichem Blick auf das, was wirklich gut funktioniert hat – und was wir beim nächsten Mal anders machen würden.
Freitagabend: Ankommen mit Kinderlaune
Unser Abenteuer begann am Freitagnachmittag. Wir sind mit dem Zug angereist – eine entspannte Fahrt, bei der wir alle schon ein bisschen in „Städtetrip-Modus“ kamen. Unsere Kinder (5 und 8) waren hibbelig, aber auch neugierig. Während wir Erwachsenen die Fahrpläne studierten, stellten die beiden sich wichtige Fragen wie: Gibt’s in Hamburg Haie? Was ist ein Elbtunnel? Und warum heißt es Landungsbrücken?
Wir hatten ein familienfreundliches Hotel in der Nähe der Landungsbrücken gebucht – super Lage, kurzer Weg zu vielen Highlights, und vor allem: Frühstück inklusive. Pluspunkt für das kleine Willkommensgeschenk auf dem Kopfkissen: ein Quietscheentchen mit Matrosenmütze. Schon allein das war für unsere Fünfjährige ein Highlight. Es wurde sofort adoptiert und auf den Namen „Käpt’n Knatter“ getauft.
Abends gab’s dann noch einen kleinen Spaziergang entlang der Elbe. Die Kinder tobten am Wasser, wir Erwachsenen gönnten uns ein Fischbrötchen und einen kühlen Drink mit Blick aufs Wasser. Der Blick auf die untergehende Sonne hinter den Schiffen war der perfekte Start ins Wochenende – fast ein bisschen kitschig, aber wunderschön.
Samstagmorgen: Miniaturwunderland – Staunen garantiert
Nach einem ausgiebigen Frühstück (mit viel Kakao, Rührei und wenig Tischmanieren) ging’s los: erstes Ziel Miniaturwunderland. Und ja, ich weiß, das steht auf jeder Hamburg-mit-Kindern-Liste – aber völlig zu Recht!
Wir hatten zum Glück vorab Tickets gebucht. Das war Gold wert, denn die Warteschlange war lang. Drinnen waren dann alle völlig geflasht: Züge, Flugzeuge, Lichter – überall Bewegung. Unser Achtjähriger hat sich kaum vom Flughafenbereich lösen können, während die Fünfjährige sich in die Schweiz verliebte – inklusive Zuckerwatten-Szene auf dem Rummelplatz in Miniatur.
Auch wir Eltern kamen auf unsere Kosten. Die vielen kleinen Details – vom beleuchteten Wohnzimmer über fahrende Müllautos bis hin zu Liebespaaren im Miniaturwald – waren faszinierend. Und am meisten beeindruckte uns, wie konzentriert und ruhig die Kinder durch die Ausstellung gingen. Es war wie ein meditativer Ausflug in eine andere Welt.
Tipp: Snacks mitnehmen und zwischendurch einfach mal eine Pause in der hauseigenen Cafeteria einlegen. Denn wer hier mit Kindern durchzieht, braucht Ausdauer. Und viel Staunen. Nach drei Stunden waren wir zufrieden, müde – und ziemlich hungrig.
Mittag: Speicherstadt & Picknick zwischen Backstein
Nach dem Wunderland waren wir erstmal platt. Also haben wir unser mitgebrachtes Picknick auf einer Bank in der Speicherstadt verspeist – zwischen Backstein, Wasserkanälen und neugierigen Möwen.
Die Speicherstadt ist für Kinder spannender als man denkt. Überall Brücken, Gitter, Kanäle, kleine Rampen – ein perfekter Spielplatz für Stadt-Abenteurer. Unsere Kids haben ein Wettrennen über die Holzbohlen veranstaltet, eine Flaschenpost aus Moos gebastelt und versucht, mit einem Ast eine Ente zu „angeln“ – natürlich erfolglos, aber mit viel Gelächter.
Wir Eltern genossen derweil den Blick auf das historische Ambiente, den Duft von Kaffee (dank eines nahen Rösthauses) und das Gefühl, einfach mal zu verschnaufen. Stadt mit Kindern bedeutet eben auch: Pausen klug planen.
Nachmittag: Hafenrundfahrt mit viel „Ooooh!“
Nach einer kurzen Pause im Hotel (Stichwort: Akku laden) stand der nächste Klassiker auf dem Programm: Hafenrundfahrt. Zugegeben – wir hatten etwas Sorge, ob die Kids das durchhalten. Aber siehe da: Sie fanden es großartig.
Vom kleinen Boot aus konnten sie Container stapeln zählen, Schiffshörner imitieren und Möwen füttern (okay, das war nicht erlaubt, aber… na ja…). Der Kapitän erzählte spannende Geschichten – über die größten Schiffe der Welt, Piraten, den Elbtunnel und eine angeblich spukende Kaimauer. Großes Kino für kleine Ohren.
Und auch wir Großen fanden’s herrlich. Der Wind im Gesicht, das gleichmäßige Schaukeln und das Gefühl, mitten im Gewusel des Hafens zu treiben, war einfach wohltuend.
Abendessen: Fischstäbchen statt Labskaus
Fürs Abendessen hatten wir uns eigentlich ein uriges Fischrestaurant ausgesucht – aber dann kam der Hunger schneller als gedacht, und die Laune kippte leicht. Also: Plan B. Wir landeten im „Peter Pane“ am Jungfernstieg. Burger, Pommes, Limo – alle glücklich.
Und ganz ehrlich: Es muss nicht immer die authentische Küche sein. Wenn alle satt, zufrieden und halbwegs sauber sind, ist das ein kulinarischer Erfolg. Während die Kinder noch Malhefte bekritzelten, hatten wir Zeit für ein Glas Wein und ein „War das nicht ein cooler Tag?“-Gespräch.
Später sind wir noch einmal an die Binnenalster spaziert. Die Lichter spiegelten sich im Wasser, ein Straßenmusiker spielte Geige, und die Kinder tanzten mit anderen Familien im Takt. Diese ungeplanten Mini-Momente sind oft die schönsten.
Sonntagmorgen: Alster, Enten und ein Ruderboot
Neuer Tag, neues Abenteuer. Nach dem Frühstück spazierten wir zur Alster. Die Sonne lachte, der Wind war mild – also beschlossen wir spontan, ein Tretboot zu mieten. Beste Entscheidung!
Die Kinder durften mitlenken, wir tuckerten gemütlich übers Wasser, entdeckten Schwäne, Enten, Möwen und sogar eine Familie mit Dackel auf einem SUP-Board. Es war einer dieser Momente, in denen alle reden, lachen und einfach gemeinsam sind – ohne Plan, ohne Hektik.
Danach noch ein Eis am Wasser – so kann man Sonntag starten. Ein kleiner Kiosk an der Ecke hatte das weltbeste Erdbeereis (laut unserer Tochter), und wir saßen noch lange am Ufer, beobachteten Paddelboote und machten Quatschfotos mit Selfie-Stick.
Sonntagmittag: Planten un Blomen – unser Highlight
Wer mit Kindern in Hamburg ist, darf diesen Park nicht verpassen. Planten un Blomen ist grün, riesig und voller Überraschungen. Es gibt Wasserspiele, einen Barfußpfad, ein Tropenhaus und – unser Highlight – den riesigen Spielplatz mit Wasserkanal und Floß.
Hier wurde gebaut, gematscht, geplanscht. Wir Eltern saßen auf der Bank, tranken Kaffee aus dem Kiosk und waren einfach mal nur Zuschauer. Was für ein Geschenk. Die Kinder vergaßen die Zeit, machten Bekanntschaft mit anderen Kids, entwickelten Spiele mit Stöcken und Bechern – und wir atmeten einfach durch.
Mittagessen gab’s dann direkt im Park: Currywurst für die Großen, Brezeln für die Kleinen. Und eine große Decke auf der Wiese. Ganz ehrlich – besser hätte es kein Sternekoch hinbekommen. Die Sonne kam raus, wir hörten den Brunnen plätschern, und plötzlich fühlte es sich gar nicht mehr wie Städtereise an – sondern wie Urlaub.
Sonntagabend: Müde, aber erfüllt
Gegen 17 Uhr machten wir uns langsam auf den Rückweg zum Bahnhof. Die Kinder waren platt, wir auch – aber im besten Sinne. Das Wochenende war intensiv, aber auch wunderschön. Wir hatten uns treiben lassen, immer mit einem groben Plan, aber genug Luft für Spontanes.
Im Zug zurück sprachen die Kinder abwechselnd von ihren Lieblingsmomenten: „Das Floß war am coolsten!“, „Ich mochte die Mini-Züge!“, „Ich will auch mal Kapitän werden!“ – das war Musik in unseren Ohren.
Die Rückfahrt war ruhig. Kopfhörer rein, Bilder durchgucken, Füße hochlegen. Und als wir zu Hause ankamen, stand für uns fest: Hamburg, wir kommen wieder. Vielleicht nicht sofort. Aber ganz sicher nicht zum letzten Mal.
Fazit: Hamburg mit Kindern – geht das?
Oh ja. Es geht sogar richtig gut. Wenn man ein bisschen vorbereitet ist, nicht alles vollpackt und sich auf das Wesentliche konzentriert: gemeinsam Zeit verbringen, staunen, lachen, erleben.
Hamburg ist eine Stadt mit Herz, Wasser und vielen Möglichkeiten. Für Kinder, für Eltern, für alle, die gemeinsam etwas erleben wollen. Und am Ende des Tages zählt nicht, wie viel du gesehen hast – sondern wie viel du zusammen erlebt hast.
Also: Worauf wartest du? Pack deine Sachen, schnapp dir deine Kids – und ab in den Norden!