Ein Nachmittag als Erfinder-Team

Wenn aus Langeweile plötzlich leuchtende Ideen sprießen.

Kennst du das? Der Himmel ist grau, die Laune mittelmäßig und das Kind schleicht schon seit einer halben Stunde mit dem typischen „Mir ist sooo langweilig“-Gesicht durchs Haus. Genau in solchen Momenten wurde bei uns schon so manche großartige Idee geboren. Und eine davon war: Lass uns Erfinder spielen!

Was anfangs klang wie ein schnell verpuffendes Spiel, wurde ein ganzer Nachmittag voller Fantasie, Lachen, Überraschungen und herrlichem Tüftel-Chaos. Wir haben uns als Familie in ein Erfinder-Team verwandelt – und ehrlich: Ich war selbst überrascht, wie viel Spaß das gemacht hat. Deshalb hier: unser Erfahrungsbericht samt Inspirationen für deinen ganz eigenen Erfinder-Nachmittag.

Der Start: Was macht eigentlich ein Erfinder?

Bevor wir losgelegt haben, haben wir kurz überlegt: Was ist eigentlich ein Erfinder? Was macht ein Mensch, der etwas Neues schafft? Und wieso ist es überhaupt so spannend, sich Dinge auszudenken, die es noch nicht gibt?

 

Wir haben ein paar Beispiele gesammelt – von Leonardo da Vinci bis zu den LEGO-Designern von heute. Und festgestellt: Erfinden heißt nicht nur Technik. Es heißt denken, spinnen, ausprobieren, scheitern, lachen, umbauen – und nochmal probieren.

Für die Kinder war das sofort ein Freifahrtschein fürs wilde Spinnen. Kein „zu verrückt“, kein „zu kompliziert“. Einfach loslegen. Und für uns Erwachsene? Eine Einladung, die innere Spielwiese mal wieder freizulegen. Am schönsten war, wie schnell die Kinder Vertrauen in ihre eigenen Ideen gefasst haben – da wurde nichts klein geredet oder zergrübelt. Alles durfte sein.

Material-Sammelaktion: Bastelkram trifft Haushaltsschätze

Bevor die eigentliche Erfinderei losgeht, heißt es: Material sammeln! Wir haben durch alle Räume gestöbert und in einer großen Wäschewanne alles eingesammelt, was irgendwie spannend aussah:

  • leere Klopapierrollen, Kartons, Eierkartons
  • alte Socken, Stoffreste, Wolle
  • Plastikdeckel, Flaschendeckel, Trinkhalme
  • Schrauben, alte Zahnräder, Büroklammern
  • Gummibänder, Korken, Holzstäbchen, Knöpfe
  • und natürlich: viel Klebeband, Scheren, Kleber, Heißklebepistole (unter Aufsicht!)

Unsere Sammelrunde wurde fast zu einem Spiel für sich. Wer das ungewöhnlichste Teil findet, bekommt einen kleinen Applaus. Schnell wurde aus dem Suchen ein Schatzheben, mit dem Gefühl, dass selbst der kaputte Schuhlöffel plötzlich das wichtigste Bauteil der nächsten Weltneuheit werden könnte.

Der Trick: Je bunter der Materialmix, desto freier die Ideen. Wir haben auch erlaubt, Dinge aus dem Müll zu holen (natürlich saubere Sachen) – nachhaltiges Erfinden quasi. Und das Beste: Keiner hat gemerkt, wie viel dabei gleichzeitig über Materialien, Wiederverwertung und kreative Prozesse gelernt wurde.

Der Ideen-Blitz: Was wollen wir eigentlich erfinden?

Dann kam die alles entscheidende Frage: Was wollen wir erfinden?

Wir haben unsere Fantasie freigelassen und alles aufgeschrieben, was uns eingefallen ist. Die Liste wurde ziemlich wild:

  • Eine Maschine, die automatisch Popcorn macht und dabei Musik spielt
  • Ein Regenschirm, der gleichzeitig als Taschenlampe funktioniert
  • Ein Haustier-Roboter, der aufräumt (unser klarer Favorit!)
  • Ein Spielzeug, das sich selbst umbaut
  • Eine Zahnputz-Rakete, die den Kindern morgens hilft
  • Ein Handyhalter, der tanzt, wenn eine Nachricht kommt
  • Eine Leselampe mit Geräuscherkennung, die bei „Licht an!“ automatisch leuchtet
  • Ein Regenmantel mit integrierter Gute-Laune-Melodie

Die Kinder konnten sich kaum entscheiden. Also: Warum nicht einfach mehrere Projekte parallel starten? Während der eine schon eifrig am Roboter bastelte, plante der andere erst mal ein genaues Konzept für seine Lichtidee. Und ja – sogar ein kleiner Prototyp mit Alufolie und Flaschenverschluss ist bei uns ein „Konzept“.

Der Bauprozess: Kleben, fluchen, lachen, neu erfinden

Und dann ging’s los. Auf unserem Esstisch (der danach eher aussah wie ein Werkstatttisch) wurde geschnitten, gesteckt, geklebt und getestet. Mal flog ein Teil quer durch die Küche, mal wurde aus drei gescheiterten Ideen plötzlich eine neue.

Der Boden wurde zur Lagerhalle, die Couch zur Denkzentrale und das Sofa-Rückenteil zur Werkbank. Zwischendrin liefen wilde Gespräche über Magnetismus, Hebelwirkung und warum der Trinkhalm nicht von allein dreht. Sätze wie „Wenn ich den Knopf hier drücke, hüpft der Roboter vielleicht rückwärts“ gehören seitdem zum festen Repertoire.

Das Besondere: Jeder von uns hat etwas anderes eingebracht. Die Kinder hatten die wilden Ideen, wir Eltern haben manchmal bei der Umsetzung geholfen. Aber nie mit dem Anspruch, dass es „funktionieren muss“ – es ging ums gemeinsame Erfinden, nicht ums Ergebnis.

Ein Highlight war unser „Snack-o-Mat“ – ein Papproboter mit Drehscheibe, der kleine Süßigkeiten in Schälchen sortieren sollte. Hat es geklappt? Nicht wirklich. War es lustig? Oh ja. Und obendrauf gab’s eine ganze Geschichte rund um den Snack-o-Mat, die später als Mini-Hörspiel aufgenommen wurde.

Präsentation: Die große Erfindermesse im Wohnzimmer

Nach dem Basteln kam der beste Teil: die große Erfinder-Ausstellung. Jedes Kind durfte sein Projekt vorstellen – mit Namen, Erklärung und kleiner Vorführung.

Wir haben richtig applaudiert, Fragen gestellt („Wie genau funktioniert der Aufräum-Roboter?“) und die Kinder haben ihre Werke stolz präsentiert. Teilweise mit Erklärungen, die zwar technisch zweifelhaft waren, aber voller Überzeugung.

Es gab Auszeichnungen für „Die cleverste Idee“, „Die lustigste Erfindung“ und natürlich „Die kreativste Umsetzung mit drei Socken und einem Zahnstocher“. Fotos wurden gemacht, es gab Urkunden („Offizieller Familien-Erfinder des Tages“) – und alle Projekte durften mindestens eine Woche im Wohnzimmer ausgestellt bleiben.

Erweiterungen: Wenn die Ideen weiterfliegen

Einmal angefangen, wollten unsere Kinder das Ganze gleich zur Serie machen. Seitdem hatten wir:

  • Einen Erfinder-Tag mit Freunden (jeder bringt Bastelzeug mit)
  • Eine „Konstruktions-Wand“ aus Pappe im Kinderzimmer
  • Ein kleines Familien-Erfinderbuch mit Skizzen, Fotos und Beschreibungen
  • Eine Erfinder-Story, die wir später als Gute-Nacht-Geschichte aufgeschrieben haben
  • Eine Videodokumentation für Oma und Opa
  • Ein „Wiederverwertungskörbchen“ im Flur, das nur auf die nächste Bastelidee wartet

Und zu Weihnachten? Gab’s einen selbstgebauten „Geschenke-Einpack-Automaten“ – auch wenn der nur leere Rollen durch die Gegend rollte.

Was wir dabei gelernt haben

Neben all dem Spaß hat uns dieser Nachmittag (und alle, die danach folgten) gezeigt:

  • Kinder sind geborene Problemlöser, wenn man sie lässt.
  • Es geht nicht um Perfektion, sondern um Begeisterung.
  • Gemeinsames Tüfteln verbindet – auch wenn’s chaotisch wird.
  • Zeit ohne Zeitdruck ist das beste Geschenk.
  • Der Weg ist oft spannender als das Ziel – besonders, wenn alle mitgestalten dürfen.
  • Fantasie lässt sich nicht aufräumen – sie wächst da, wo Platz ist.

Und vielleicht, ganz vielleicht, ist die nächste große Erfindung ja schon geboren worden – bei uns am Küchentisch. Oder zumindest die Idee dazu.

Unsere Tipps für deinen Erfinder-Nachmittag

Falls du jetzt Lust bekommen hast, es selbst zu versuchen – hier ein paar praktische Tipps:

  • Vorbereitung entspannt halten: Kein Stress. Es geht ums Machen, nicht ums Vorzeigen.
  • Kleidung, die dreckig werden darf: Denn Kleber und Glitzer haben ihren eigenen Willen.
  • Ein großer Tisch oder Bodenfläche: Platz für Material und Chaos.
  • Fotos machen: Die Ergebnisse sind echte Erinnerungen.
  • Ergebnisse feiern, nicht bewerten: Jedes Projekt ist ein Erfolg – auch wenn es wackelt.
  • Eine Musikplaylist anmachen: Das lockert die Stimmung und inspiriert.
  • Immer genug Klebeband und gute Laune vorrätig halten.

Fazit: Kleine Erfinder, großes Familienglück

Ein Nachmittag als Erfinder-Team ist mehr als nur Basteln. Es ist ein Erlebnis. Ein Ausbruch aus dem Alltag. Eine Erinnerung, die bleibt.

Und manchmal ist genau das, was ein Regentag oder ein freier Nachmittag braucht: Raum für verrückte Ideen, für gemeinsames Staunen – und für das große „Was wäre, wenn…“

 

Also: Nimm dir eine leere Klorolle, schau sie an – und frag dein Kind: „Was könnte das mal werden?“ Du wirst staunen, was passiert.

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