Wenn der Strom ausfällt oder wir ihn einfach mal bewusst ausknipsen, beginnt oft die schönste Zeit – ganz ohne Bildschirm, ohne Piepen und Blinken. Einfach wir als Familie, zusammen am Tisch oder auf dem Wohnzimmerboden. Hier erzähle ich Dir, welche Spiele uns immer wieder zum Lachen bringen, uns zusammenbringen und ganz nebenbei echte Kindheitserinnerungen schaffen. Und ja, manchmal dauert es ein bisschen, bis alle bereit sind. Aber wenn’s dann läuft, dann richtig.
Warum wir stromfreie Spiele so lieben
Es gibt Abende, da läuft im Hintergrund das Radio, der Fernseher flimmert leise, das Handy summt und die Kinder hüpfen zwischen Tablet und Switch hin und her. Alles irgendwie normal. Aber manchmal sehnen wir uns genau dann nach etwas anderem: nach echter Verbindung, nach Zeit, die sich wie „früher“ anfühlt.
Stromfreie Spiele holen uns zurück zu uns selbst. Kein Akku, der leer geht, keine App, die abstürzt, kein Level, das frustriert. Stattdessen gibt’s echte Gesichter, ehrliches Lachen und diesen besonderen Moment, wenn alle gleichzeitig laut losbrüllen, weil Papa schon wieder die Regeln verbummelt hat. Die Hektik des Alltags verfliegt plötzlich, und das Wohnzimmer wird zum Abenteuerspielplatz. Und das ganz ohne WLAN.
Klassiker, die nie alt werden
Ein paar Spiele haben sich bei uns seit Jahren fest eingebrannt. Und sie funktionieren immer, egal ob die Kinder gerade in der Grundschule sind oder schon Teenies:
Mensch ärgere Dich nicht
So simpel und doch so effektiv. Jeder kennt es, jeder hat sich schon mal ordentlich geärgert. Und trotzdem wird es immer wieder ausgepackt. Besonders charmant: Bei uns hat jede Figur einen Namen. Die Kinder bestehen darauf, und so wird aus dem blauen Pöppel eben „Kapitän Blauauge“, der tapfer über das Spielfeld segelt. Und wehe, jemand wirft ihn raus! Das gibt Diskussionen, die fast diplomatisches Fingerspitzengefühl brauchen.
Uno
Uno ist bei uns sowas wie der Familien-Dauerbrenner. Es liegt immer griffbereit, kommt sogar mit in den Urlaub und hat schon etliche Regeldiskussionen überlebt. Plus-Vier-Karte? Streitpotenzial! Aber hey, danach ist wieder alles gut. Wir haben sogar eine Familienregel eingeführt, dass man nicht mehr als zwei Mal in Folge „vergisst“ Uno zu rufen – sonst gibt’s Gummibärchenentzug. Funktioniert erstaunlich gut.
Wer bin ich?
Ein Zettel, ein Stift, ein Stirnband oder einfach ein bisschen Spucke zum Festkleben am Kopf – und los geht’s. Ob Promis, Tiere oder Familienmitglieder: Wer-bin-ich? bringt uns regelmäßig Tränen vor Lachen. Besonders schön: Auch Oma macht mit. Und ist gar nicht mal schlecht darin. Einer unserer unvergesslichen Abende: Als Papa stundenlang riet, er sei ein Pinguin – dabei war er Angela Merkel.
Neue Favoriten, die wir lieben gelernt haben
Neben den Klassikern entdecken wir immer wieder neue Spiele, die auch ohne Strom richtig Spaß machen. Hier ein paar, die sich bei uns bewährt haben:
Dixit
Ein Spiel für alle, die gern fantasieren, raten und erzählen. Die Bilderkarten sind wahnsinnig schön gestaltet, und es geht weniger ums Gewinnen als ums gemeinsame Erzählen. Herrlich entschleunigend und wunderbar kreativ. Oft entstehen dabei kleine Geschichten, die sich bei uns über Wochen halten und beim nächsten Mal wieder aufgegriffen werden. Fast wie ein fortlaufender Familienroman.
Concept Kids
Für die jüngeren Mitspieler super geeignet. Es wird erklärt, ohne zu sprechen, nur über Symbole. Das fordert, verbindet und bringt große und kleine Köpfe ordentlich zum Rauchen. Und ja, auch wir Eltern stehen manchmal ratlos da. Besonders lustig war der Moment, als unser Fünfjähriger mit ganzem Körpereinsatz versuchte, eine Schildkröte darzustellen – mit einem Waschlappen auf dem Rücken.
Qwirkle
Eine Mischung aus Domino und Legespiel mit Farben und Formen. Klingt langweilig, ist es aber überhaupt nicht. Schnell zu lernen, schön taktil, und der Ehrgeiz packt uns jedes Mal. Besonders beliebt bei uns: das stille Qwirkle. Da wird während des Spiels kein Wort gesprochen – was erstaunlich viel Konzentration, aber auch unfreiwillige Lacher erzeugt.
Spiele für draußen: Bewegung und Spaß ohne Kabel
Wenn das Wetter mitspielt, geht der Spielespaß natürlich auch nach draußen. Und das ist ehrlich gesagt oft ein echter Stimmungsbooster. Hier ein paar Spiele, die bei uns nie fehlen dürfen:
Wikingerschach (Kubb)
Schon mal Holzklötze umgeworfen, um einen König zu stürzen? Wikingerschach macht’s möglich. Wir spielen es oft im Park oder Garten. Besonders schön: Alle Generationen können mitmachen, und nach ein paar Runden sind sogar die Teenies richtig dabei. Mein persönliches Highlight: Als Opa mit einem gezielten Wurf den König getroffen hat – und danach wie ein Wikinger durchs Gras gerollt ist. Held des Tages.
Boule
Früher dachte ich: Das ist doch nur was für Rentner. Heute lieben wir es. Die Kinder haben ihren Ehrgeiz entdeckt, wir Eltern unsere Gelassenheit – und irgendwie haben wir alle Spaß daran, uns gegenseitig die Kugeln aus dem Weg zu schnipsen. Manchmal spielen wir mit selbst gesammelten Steinen oder Tennisbällen, wenn das echte Set mal wieder unauffindbar ist. Improvisation ist alles.
Gummitwist
Ein Klassiker aus meiner Kindheit, den ich jetzt an meine Tochter weitergebe. Und siehe da: Auch die Jungs steigen mit ein. Auf einmal tanzen da drei Kinder in der Gummischlaufe, wetteifern und lachen, als gäb’s kein Morgen. Wir haben inzwischen sogar unsere eigenen Sprüche dafür erfunden, passend zur aktuellen Lieblingsserie – das macht es nochmal lustiger.
Spiele selbst gemacht: Kreativität fördert Gemeinschaft
Nicht immer muss man etwas kaufen. Einige unserer liebsten Spielideen sind spontan entstanden – oft aus Langeweile, manchmal aus Not, aber immer mit Herz:
Der Flaschendeckel-Parcours
Ein paar Schraubdeckel, ein bisschen Klebeband und der Wohnzimmerboden werden zur wilden Rennstrecke. Wer schafft den Parcours am schnellsten? Wer baut die coolste Strecke? Da wird geklebt, gerutscht und gejubelt. Und am Ende dürfen alle nochmal mit verbundenen Augen fahren – für den Extra-Kick. Papa hat sich dabei schon mehrfach spektakulär in die Sofakante gerollt.
Das Geräusche-Memory
Wir haben Alltagsgegenstände in Dosen versteckt und mussten raten, was drin ist. Schütteln, horchen, lachen – ein Spiel für alle Sinne. Und es beweist: Es braucht wirklich nicht viel, um Spaß zu haben. Bei uns ist einmal eine Maus aus der Küche in die Dose gehuscht – war natürlich nicht geplant, aber das Spiel wurde nie wieder ohne Sicherheitscheck gestartet.
Pantomime
Kein Material, keine Vorbereitung. Einfach loslegen. Themen ziehen wir aus einem Glas: Tiere, Berufe, Gefühle. Und dann heißt es: Augen auf und losraten! Unsere Kinder lieben es, uns Eltern in peinlichen Verrenkungen zu sehen. Neulich war ich ein Kühlschrank. Versuch das mal pantomimisch. Der Applaus war jedenfalls groß.
Noch mehr Ideen für ganz besondere Abende
Manchmal machen wir einen Spieleabend zum Motto-Abend. Dann wird das Wohnzimmer zur Burg, es gibt Ritterspiele und Brezeln. Oder wir machen ein Dschungelspiel mit Tierspuren, Dschungelgeräuschen (selbst gemacht!) und Verstecken hinter Zimmerpflanzen. Man glaubt gar nicht, wie sehr sich Kinder auf sowas einlassen, wenn wir Eltern ein bisschen mitspielen.
Auch ein Spiele-Turnier über den ganzen Tag verteilt ist bei uns beliebt. Verschiedene Stationen, ein bisschen Deko, ein kleiner Pokal – das ist wie Kindergeburtstag ohne Gäste, aber mit genauso viel Spaß.
Fazit: Spielen ohne Strom ist ein Geschenk
Wenn ich an unsere besten Familienmomente denke, dann sind da selten Bildschirme im Spiel. Es sind die Augenblicke voller Lachen, Bewegung, Raten, Rufen und Umarmen. Klar, auch wir haben unsere Netflix-Abende. Aber wir merken immer wieder: Spiele ohne Strom holen uns zusammen. Sie schenken uns Geschichten, an die wir uns erinnern. Sie machen uns langsamer, aufmerksamer, näher.
Vielleicht probierst Du beim nächsten grauen Nachmittag mal eins unserer Lieblingsspiele aus. Oder Du denkst Dir selbst etwas Neues aus. Hauptsache: Ihr habt Spaß. Ohne Strom. Aber mit ganz viel Energie.