Familienfinanzen OrganisationElterngeld, Kindergeld & Co.ElterngeldPlus oder Basiselterngeld? Was sich für euch lohnt

ElterngeldPlus oder Basiselterngeld? Was sich für euch lohnt

Zwei Varianten, ein Ziel: Unterstützung für Eltern in der ersten Babyzeit – aber welche passt besser zu euch?

Nach der Geburt eines Kindes wird das Leben erstmal ordentlich durchgeschüttelt. Da ist kaum Zeit für Schlaf, geschweige denn fürs Nachdenken über Anträge. Aber genau dann steht die Entscheidung an: ElterngeldPlus oder Basiselterngeld? Wir standen vor der gleichen Frage und haben uns durch die Formulare, Webseiten und Gespräche mit der Elterngeldstelle gewühlt. Was wir dabei gelernt haben und wie du für deine Familie die richtige Entscheidung triffst, erfährst du hier – Schritt für Schritt, ohne Beamtendeutsch und mit viel Alltagserfahrung.

Was ist Elterngeld überhaupt?

Elterngeld ist eine finanzielle Hilfe vom Staat für Eltern, die sich nach der Geburt ihres Kindes Zeit für die Betreuung nehmen und daher weniger oder gar kein Einkommen haben. Es soll den Einkommensausfall teilweise ausgleichen – damit du dich ums Kind kümmern kannst, ohne gleich in die finanzielle Schieflage zu geraten.

 

Elterngeld ist kein Luxus, sondern ein gesetzlich verankertes Recht – und vor allem ein starker Pfeiler für Familien, die nicht direkt nach der Geburt wieder voll einsteigen wollen oder können. In dieser sensiblen Phase geht es nicht nur ums Geld, sondern auch um Zeit, Bindung, Gesundheit und schlichtweg um einen guten Start ins Familienleben.

Es gibt zwei Hauptvarianten:

  • Basiselterngeld: Die klassische Variante. Du bekommst es bis zu 14 Monate lang, wenn du und dein Partner euch die Zeit aufteilt.
  • ElterngeldPlus: Die flexible Variante. Du bekommst weniger Geld pro Monat, aber dafür länger. Vor allem spannend, wenn du in Teilzeit wieder einsteigen willst.

Dazu kommen noch sogenannte Partnerschaftsbonus-Monate – dazu später mehr.

Das Schöne: Du musst dich nicht vorab für immer entscheiden. Es gibt Kombi-Möglichkeiten und die Chance, deinen Antrag im Laufe der Zeit zu ändern, wenn sich eure Lebensrealität verändert.

Basiselterngeld: kurz und kompakt

Das Basiselterngeld gibt’s maximal für 14 Monate insgesamt – aber nur, wenn beide Elternteile sich beteiligen. Einer allein kann höchstens 12 Monate nehmen, die anderen 2 Monate gibt’s nur, wenn der zweite Elternteil auch Elterngeld beantragt. Diese sogenannten „Partnermonate“ sollen dazu motivieren, dass sich beide Eltern um die Betreuung kümmern.

Der Betrag liegt zwischen 300 Euro und 1.800 Euro monatlich – je nach Einkommen vor der Geburt. In der Regel bekommst du 65 % deines durchschnittlichen Nettoeinkommens der letzten 12 Monate vor der Geburt. Geringverdiener bekommen etwas mehr, Gutverdiener etwas weniger.

Was viele nicht wissen: Auch Selbstständige haben Anspruch auf Elterngeld. Die Berechnung ist dann etwas komplexer, aber grundsätzlich gelten die gleichen Regeln.

Das Basiselterngeld eignet sich besonders, wenn du komplett aus dem Job aussteigen willst und in der Babyzeit gar nicht arbeiten möchtest. Gerade beim ersten Kind, wenn alles neu und emotional aufregend ist, ist das für viele die entspanntere Wahl.

ElterngeldPlus: Flexibel für Teilzeit und lange Strecken

ElterngeldPlus ist die modernere Variante. Es ist gedacht für Eltern, die nach der Geburt in Teilzeit arbeiten möchten – also zwischen 24 und 32 Stunden pro Woche. Du bekommst dann länger Geld, aber pro Monat eben weniger.

Ein Bezugsmonat Basiselterngeld entspricht zwei ElterngeldPlus-Monaten. Das heißt: Wer 10 Monate Basiselterngeld bekommt, könnte daraus 20 Monate ElterngeldPlus machen. Der Betrag pro Monat liegt dann bei höchstens der Hälfte des Basiselterngelds – aber er wird eben über einen längeren Zeitraum gezahlt.

Das macht ElterngeldPlus besonders attraktiv für Familien, die früher wieder in den Beruf einsteigen wollen – aber nicht in Vollzeit. Es schafft Raum für einen sanften Wiedereinstieg und gibt dir als Mutter oder Vater das Gefühl, beides unter einen Hut zu bekommen: dein Kind und deinen Beruf.

Wichtig: Auch wer allein erzieht, kann ElterngeldPlus und den Partnerschaftsbonus nutzen – es gibt Sonderregelungen, die hier greifen. Frag bei deiner Elterngeldstelle nach.

Der Partnerschaftsbonus: Teamwork lohnt sich

Zusätzlich zum Basiselterngeld oder ElterngeldPlus gibt’s noch den sogenannten Partnerschaftsbonus. Der funktioniert so:

Wenn beide Elternteile gleichzeitig für mindestens zwei und maximal vier aufeinanderfolgende Monate zwischen 24 und 32 Stunden pro Woche arbeiten, bekommt ihr je vier zusätzliche Monate ElterngeldPlus.

Das heißt: Ihr könnt euch gemeinsam einen extra Zeitraum finanzieren, in dem ihr beide reduziert arbeitet und mehr Zeit mit eurem Kind verbringt. Das ist natürlich super, braucht aber auch eine gute Planung und einen Arbeitgeber, der mitzieht.

In der Praxis bedeutet das oft: Viel Kommunikation im Vorfeld, klare Absprachen und ein bisschen Organisationskunst. Aber es kann sich lohnen – sowohl finanziell als auch für eure gemeinsame Familienzeit. Wir selbst haben es ausprobiert und trotz ein paar Stolpersteinen nicht bereut.

ElterngeldPlus oder Basiselterngeld? Ein Rechenbeispiel

Nehmen wir mal an, du hast vor der Geburt 2.000 Euro netto verdient. Dein Elterngeld beträgt dann rund 1.300 Euro monatlich als Basiselterngeld.

Wenn du statt Basiselterngeld ElterngeldPlus wählst, bekommst du ca. 650 Euro pro Monat – aber doppelt so lange. Und: Wenn du parallel Teilzeit arbeitest, darfst du diesen Verdienst behalten. Das ElterngeldPlus wird zwar angepasst, aber es fällt nicht komplett weg.

Viele denken, sie dürfen beim Elterngeld nichts dazuverdienen. Das stimmt so nicht. Gerade beim ElterngeldPlus ist ein Nebenverdienst nicht nur erlaubt, sondern wird einkalkuliert. Wichtig ist nur, die Stundenzahl einzuhalten und deine Einkommen korrekt anzugeben.

Diese Variante ist also besonders spannend, wenn du relativ früh wieder einsteigen willst und die finanzielle Unterstützung etwas strecken möchtest. Auch Selbstständige, die langsam wieder Kunden annehmen möchten, profitieren davon.

Wann lohnt sich was? Unsere Einschätzung aus der Praxis

Wir haben beim ersten Kind das Basiselterngeld gewählt, weil alles neu und ungewiss war. Wir wollten uns die erste Zeit ganz für das Baby nehmen. Und ja, es war goldrichtig. Keine Ablenkung, kein Stress mit der Arbeit. Aber: Nach ein paar Monaten haben wir gemerkt, dass ein kleiner Job auf Teilzeitbasis uns finanziell gutgetan hätte.

Beim zweiten Kind waren wir schlauer. Da haben wir ElterngeldPlus beantragt. Ich bin nach sechs Monaten mit 25 Stunden pro Woche wieder eingestiegen, mein Mann hat später auch reduziert. Dank ElterngeldPlus und Partnerschaftsbonus konnten wir die Betreuung gemeinsam stemmen und das Einkommen sinnvoll ergänzen.

Auch aus unserem Freundeskreis hören wir ähnliche Geschichten. Einige haben erst Basiselterngeld gewählt und dann gewechselt. Andere haben die Partnerschaftsmonate clever genutzt, um gemeinsam Familienzeit zu erleben.

Fazit:

  • Basiselterngeld ist super für die erste, intensive Babyzeit ohne Arbeit.
  • ElterngeldPlus ist optimal, wenn du flexibel bleiben willst und beruflich früher einsteigen möchtest.
  • Der Partnerschaftsbonus lohnt sich, wenn beide Eltern mitziehen können.

Wie beantrage ich Elterngeld und ElterngeldPlus?

Du musst dich nicht sofort nach der Geburt entscheiden, welche Variante du nimmst – aber spätestens beim Elterngeldantrag wird’s konkret. Den bekommst du bei der Elterngeldstelle deines Bundeslandes oder online.

Die meisten Elterngeldstellen bieten inzwischen digitale Formulare an, die du ausfüllen und direkt hochladen kannst. Achte darauf, dass du dir vorher alle Unterlagen zusammensuchst:

  • Geburtsurkunde des Kindes
  • Nachweise über das Einkommen vor der Geburt (Gehaltsabrechnungen, Steuerbescheide)
  • Arbeitszeitnachweis bei Teilzeitarbeit
  • ggf. Bescheinigung des Arbeitgebers
  • Steuer-Identifikationsnummern von dir und deinem Kind

Am besten holst du dir vorab eine Beratung bei der Elterngeldstelle oder nutzt Online-Rechner, die dir zeigen, was finanziell sinnvoller ist. Es gibt auch unabhängige Beratungsstellen oder Familienzentren, die dir beim Ausfüllen helfen.

Typische Fragen aus dem Eltern-Alltag

Kann ich während des Elterngeldbezugs arbeiten? Ja, bis zu 32 Stunden pro Woche – bei ElterngeldPlus sogar gewünscht. Wichtig ist die Dokumentation deiner Arbeitszeit.

Was, wenn mein Partner keinen Antrag stellt? Dann bekommst du maximal 12 Monate Basiselterngeld. ElterngeldPlus ist aber trotzdem möglich, auch in Kombination mit Alleinerziehenden-Regelungen.

Muss ich mich gleich festlegen? Nein, du kannst kombinieren und im Antrag verschiedene Monate planen. Wichtig ist, den Antrag rechtzeitig zu stellen (rückwirkend nur 3 Monate!). Du kannst deine Planung auch ändern, falls sich eure Situation ändert.

Gibt es auch Nachteile beim ElterngeldPlus? Du bekommst weniger pro Monat – das muss finanziell passen. Wenn du gar nicht arbeiten willst, ist das Basiselterngeld meist sinnvoller. Auch musst du bei Teilzeitarbeit sehr genau dokumentieren.

Unser Fazit: Es kommt auf eure Lebensplanung an

Es gibt keinen allgemeingültigen Rat, der für alle Familien passt. ElterngeldPlus bietet mehr Flexibilität, Basiselterngeld mehr kurzfristige Sicherheit.

Wenn ihr offen für Teilzeitmodelle seid und euch die Betreuung teilen wollt, ist ElterngeldPlus mit Partnerschaftsbonus eine tolle Möglichkeit. Wenn ihr erstmal in Ruhe ankommen wollt, ist Basiselterngeld genau richtig.

 

Und ganz ehrlich: Manchmal hilft es auch einfach, sich gemeinsam mit einem Kaffee hinzusetzen, das Ganze aufzuschreiben und mit einer neutralen Beratungsstelle zu sprechen. Denn am Ende ist das Elterngeld eine große Hilfe – aber wie ihr sie nutzt, liegt ganz bei euch.

Noch ein Tipp zum Schluss: Plant von Anfang an realistisch. Nicht jeder Monat läuft rund, nicht jeder Plan geht auf. Flexibilität und Ehrlichkeit mit sich selbst sind oft der beste Weg zu einer gelungenen Familienzeit.

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