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Kindergeld beantragen – so funktioniert’s Schritt für Schritt

Der Weg zum Kindergeld ist kein Hexenwerk – aber ein bisschen Papierkram ist schon dabei.

Wenn du gerade Mama oder Papa geworden bist, hast du wahrscheinlich erstmal ganz andere Dinge im Kopf als Formulare. Windeln wechseln, stillen, Fläschchen machen, Baby bestaunen – da bleibt der bürokratische Papierkram gerne mal liegen. Trotzdem: Kindergeld ist eine der wichtigsten staatlichen Unterstützungen für Familien in Deutschland – und es wäre einfach schade, es nicht zu beantragen, nur weil man den Wald vor lauter Formularen nicht sieht. Wir haben das Ganze selbst durchgemacht – bei Tag und bei Nacht, mit Baby auf dem Arm – und verraten dir hier ganz entspannt Schritt für Schritt, wie du das Kindergeld beantragst, was du brauchst und worauf du achten solltest.

Was ist Kindergeld eigentlich genau?

Kindergeld ist eine monatliche Zahlung vom Staat für Eltern oder Erziehungsberechtigte. Die Idee dahinter: Familien sollen finanziell entlastet werden – und zwar unabhängig vom Einkommen. Klingt erstmal simpel – und ist es im Grunde auch. Die Familienkasse der Bundesagentur für Arbeit zahlt das Geld aus. Und zwar für jedes Kind, das bei dir im Haushalt lebt und für das du verantwortlich bist.

Seit Januar 2023 liegt das Kindergeld bei einheitlich 250 Euro pro Monat – und zwar für jedes Kind. Vorher war die Höhe noch nach Anzahl der Kinder gestaffelt, was für Verwirrung sorgte und in Patchworkfamilien regelmäßig zum Rechenchaos führte. Jetzt ist das Ganze wenigstens ein bisschen einfacher geworden – keine unnötige Rechnerei mehr.

Das Kindergeld wird monatlich überwiesen und ist für viele Familien ein wichtiger Bestandteil des Haushaltsbudgets – vor allem in Zeiten, in denen die Preise für Lebensmittel, Kleidung und Schulbedarf durch die Decke gehen.

Wer hat Anspruch auf Kindergeld?

Kurz gesagt: Alle Eltern oder Erziehungsberechtigten, die ihren Wohnsitz oder Lebensmittelpunkt in Deutschland haben. Dabei ist es völlig egal, ob du angestellt, selbstständig, in Teilzeit oder in Elternzeit bist. Auch Oma und Opa können Anspruch haben, wenn das Kind dauerhaft bei ihnen lebt – zum Beispiel weil die Eltern krank sind oder beruflich viel unterwegs.

Wichtig: Das Kind muss unter 18 Jahre alt sein. In bestimmten Fällen gibt’s Kindergeld aber auch darüber hinaus:

  • bis zum 25. Geburtstag, wenn dein Kind in Ausbildung, Studium oder einem anerkannten Freiwilligendienst ist
  • bis zum 21. Geburtstag, wenn dein Kind arbeitsuchend gemeldet ist und keine Ausbildung hat

Auch für Pflege- und Adoptivkinder kannst du Kindergeld beantragen, solange sie in deinem Haushalt leben. Selbst wenn du nicht der leibliche Elternteil bist – entscheidend ist, dass das Kind bei dir lebt und du die Verantwortung trägst.

Wann sollte ich Kindergeld beantragen?

Am besten so früh wie möglich nach der Geburt oder nach dem Einzug eines Kindes in deinen Haushalt. Denn Kindergeld wird nur rückwirkend für maximal sechs Monate gezahlt. Wer also zu lange wartet, verschenkt bares Geld. Glaub mir: Wir haben das beim ersten Kind etwas schleifen lassen – das passiert uns nicht nochmal. Wir hatten damals ein Formular falsch ausgefüllt, mussten nochmal alles neu schicken – und am Ende fehlten uns zwei Monate. Das ist ärgerlich, besonders wenn jeder Euro zählt.

Wenn du schwanger bist, kannst du dich übrigens schon vorab informieren und alles vorbereiten. So kannst du direkt nach der Geburt loslegen und vermeidest unnötige Verzögerungen.

Wo stelle ich den Antrag?

Der Antrag geht an die Familienkasse der Bundesagentur für Arbeit. Das kannst du entweder klassisch per Post oder ganz modern online über das ELSTER-Portal erledigen. Bei uns hat das Online-Formular gut funktioniert, aber man muss sich eben erstmal durch die ELSTER-Welt durcharbeiten – mit Elan, Geduld und dem einen oder anderen Nervenberuhigungstee.

Wenn du es lieber auf Papier magst: Die Vordrucke findest du zum Download auf der Webseite der Familienkasse. Alternativ kannst du sie dir auch per Post zuschicken lassen oder vor Ort abholen. Tipp: Wenn du sowieso gerade beim Standesamt oder Jugendamt bist, frag nach – oft haben die auch die passenden Formulare parat.

Diese Unterlagen brauchst du für den Antrag

Ein bisschen Zettelwirtschaft ist leider nicht zu vermeiden. Hier eine kleine Checkliste:

  • Geburtsurkunde des Kindes im Original oder als beglaubigte Kopie (mit dem Vermerk „Für Kindergeld“ – wichtig!)
  • Ausgefüllter Antrag auf Kindergeld (Formular KG1)
  • Anlage Kind (Formular KG1-Anlage Kind) – bei mehreren Kindern jeweils eine eigene Anlage
  • Steuer-Identifikationsnummer (Steuer-ID) von dir und deinem Kind
  • ggf. Nachweise zur Ausbildung, Studium oder Arbeitslosigkeit bei älteren Kindern

Wenn du mit deinem Partner zusammenwohnst, reicht in der Regel ein Antrag für euch beide. Wichtig ist, dass ihr euch einig seid, wer das Geld bekommen soll – es wird immer nur an eine Person gezahlt. Wer das ist, spielt steuerlich keine Rolle, aber organisatorisch macht’s Sinn, das bei der Person zu belassen, die sich eh ums meiste kümmert (bei uns: Überraschung – ich!).

So läuft die Antragstellung ab

  1. Formular besorgen: Lade dir den Antrag und die passenden Anlagen von der Website der Familienkasse herunter oder nutze das Online-Tool.
  2. Ausfüllen: Am besten nicht zwischen Abendbrei und Gute-Nacht-Geschichte. Nimm dir bewusst eine ruhige halbe Stunde.
  3. Unterlagen zusammentragen: Check nochmal alles gegen die Liste oben. Besonders die Steuer-IDs – die sind schnell mal verlegt.
  4. Abschicken: Entweder digital über das ELSTER-Portal oder klassisch per Post. Tipp: Per Einschreiben schicken, wenn du’s analog machst.
  5. Warten: Das kann dauern. Bei uns hat es beim zweiten Kind knapp vier Wochen gedauert – beim dritten ging’s dann plötzlich schneller. Keine Ahnung, warum.
  6. Bescheid prüfen: Genau hinschauen! Prüfe die Beträge, Daten, IBAN. Fehler können passieren – und sind später nervig zu korrigieren.

Und wenn sich etwas ändert?

Du ziehst um? Dein Kind wechselt die Schule oder das Studium? Oder es zieht zum anderen Elternteil? Dann musst du das der Familienkasse mitteilen.

Auch wenn dein Kind z. B. ein Freiwilliges Soziales Jahr macht, sich ein Zwischenjahr gönnt oder eine Ausbildung beginnt, ist das wichtig zu melden. Sonst kann es passieren, dass das Kindergeld gestrichen oder zurückgefordert wird. Und das ist dann wirklich nervig – und meist mit zusätzlichem Papierkram verbunden.

Ein kleiner Tipp: Notier dir die Kundennummer und bewahr alle Bescheide ordentlich auf. So hast du bei Rückfragen alles schnell griffbereit.

Kindergeld und Steuer: Was du wissen solltest

Kindergeld wird nicht versteuert. Aber es gibt eine interessante Sache namens Kinderfreibetrag. Hier prüft das Finanzamt automatisch im Rahmen deiner Einkommensteuererklärung, was für dich günstiger ist: das ausgezahlte Kindergeld oder der steuerliche Freibetrag.

In den allermeisten Fällen ist das Kindergeld die bessere Wahl – es bleibt dir einfach erhalten. Nur bei sehr hohem Einkommen (wir reden hier von deutlich über dem Durchschnitt) kann es sein, dass der Freibetrag steuerlich günstiger ist. Aber keine Sorge: Das musst du nicht selbst ausrechnen, das übernimmt das Finanzamt.

Falls du also mal Post vom Finanzamt bekommst, weil das Kindergeld mit dem Kinderfreibetrag verrechnet wurde: Keine Panik, das ist ganz normal.

Was tun bei Problemen oder Ablehnung?

Wenn dein Antrag abgelehnt wird, ist das erstmal ein Schreck. Bei uns war das beim ersten Mal auch so – weil wir die falsche Kopie der Geburtsurkunde eingereicht hatten. Statt der Version „Für Kindergeld“ hatten wir die allgemeine. Ergebnis: Ablehnung. Lösung: Neue Kopie schicken, nochmal ein bisschen warten – dann war alles gut.

Du kannst Widerspruch einlegen, wenn du denkst, dass die Entscheidung falsch war. Das geht schriftlich oder manchmal sogar online. Wichtig: Fristen beachten – meist hast du dafür einen Monat Zeit.

Wenn du nicht weiterweißt: Es gibt Beratungsstellen, Sozialverbände wie den VdK oder auch Online-Communities, in denen sich andere Eltern austauschen. Manchmal hilft ein kurzer Anruf bei der Familienkasse, um Unklarheiten zu klären.

Unsere persönlichen Tipps aus dem Familienchaos

Wir haben inzwischen drei Kinder und das Kindergeld ist für uns einfach ein fester Bestandteil im Budget. Ohne das würden manche Monate echt eng werden – vor allem mit steigenden Kita-Gebühren, neuen Schuhgrößen im Wochentakt und Geburtstagsgeschenken für gefühlt jeden aus dem Kindergarten. Hier ein paar Dinge, die wir gelernt haben:

  • Mach dir eine Kopie vom Antrag, bevor du ihn abschickst. Oder speicher die Online-Version als PDF – sicher ist sicher.
  • Trag dir den monatlichen Zahlungstermin ein – bei uns kommt das Geld immer gegen Monatsmitte. So merkst du sofort, wenn mal etwas nicht stimmt.
  • Behalte deine Steuer-IDs gut auf. Die brauchst du nicht nur für das Kindergeld, sondern auch für viele andere Anträge.
  • Mach den Antrag nicht zwischen Tür und Angel. Plan dir bewusst Zeit ein, dann läuft’s entspannter.
  • Online geht’s schneller, aber nur, wenn du mit ELSTER klarkommst. Sonst lieber Papier – das dauert vielleicht länger, ist aber oft nervenschonender.

Bonus-Tipp: Wenn du mehrere Kinder hast und irgendwann der Überblick fehlt – mach dir eine Liste mit allen wichtigen Daten. Wer wann geboren wurde, welche Urkunde du wo abgeheftet hast, wann welcher Antrag gestellt wurde. Klingt spießig – ist aber Gold wert.

Fazit: Kindergeld beantragen lohnt sich – auch wenn’s ein bisschen dauert

Ja, Bürokratie ist nervig. Aber das Kindergeld ist eine richtig gute Sache und hilft uns als Familie spürbar weiter. Gerade bei den steigenden Kosten für alles Mögliche ist jeder Euro willkommen. Und wenn du den Antrag einmal durch hast, läuft das Ding in der Regel ganz von allein weiter.

Also: Nicht abschrecken lassen. Hol dir, was dir zusteht. Und wenn du mal nicht weiterweißt – frag andere Eltern, lies Erfahrungsberichte oder ruf bei der Familienkasse an. Du bist nicht allein. Wir alle waren irgendwann mal Neulinge auf dem Elterngeld-Kindergeld-Formular-Schlachtfeld. Und hey: Du schaffst das!

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