Familienleben AlltagAlltag mit mehreren KindernWie wir es schaffen, jedem Kind taeglich Aufmerksamkeit zu schenken

Wie wir es schaffen, jedem Kind taeglich Aufmerksamkeit zu schenken

Ein ehrlicher Einblick in unseren bunten Familienalltag zwischen Wäschebergen, Brotdosen und kleinen Herzensmomenten.

Bevor ich dir erzähle, wie wir es im Alltag überhaupt schaffen, jedem unserer Kinder echte Aufmerksamkeit zu schenken, muss ich ehrlich sagen: Es ist ein täglicher Kraftakt. Kein Plan funktioniert jeden Tag gleich, und manchmal ist allein das morgendliche Schuheanziehen schon der erste kleine Krisengipfel. Aber genau deshalb lohnt sich der Blick hinter die Kulissen – in unseren chaotisch-schönen Versuch, allen gerecht zu werden.

Wenn aus Paarzeit plötzlich Familienchaos wird

Früher waren es ruhige Frühstücke zu zweit, spontane Ausflüge am Wochenende oder einfach ein stiller Abend mit einem guten Buch auf dem Sofa. Heute? Heute jonglieren wir zwischen Geschwisterstreit, Hausaufgabenhilfe und der Frage, ob jemand schon die Windel gewechselt hat. Mit drei Kindern im Haus hat sich unser Alltag nicht einfach nur verändert – er hat eine ganz eigene Dynamik bekommen.

Und dabei wünschen wir uns doch das, was alle Eltern wollen: jedem Kind das Gefühl geben, gesehen zu werden. Jeden Tag. Inmitten von Termindruck, Arbeit und Alltag.

 

Es ist wie ein Tanz, bei dem man nie genau weiß, welcher Schritt als Nächstes kommt. Und manchmal stehen wir uns auf den Füßen. Aber genau darin steckt die Magie des Familienlebens – es ist unperfekt, lebendig und voller Lernmomente. Diese Erkenntnis hat uns geholfen, den Druck rauszunehmen und statt Perfektion echte Begegnung zu suchen.

Aufmerksamkeit heißt nicht: immer verfügbar sein

Klingt widersprüchlich, oder? Aber genau das war für uns ein echter Aha-Moment. Wir müssen nicht 24/7 auf Abruf stehen, um präsent zu sein. Viel wichtiger ist: die Zeit, die wir haben, bewusst zu gestalten. Das bedeutet für uns: Handy weg, Gedanken sortieren – und ganz bei dem einen Kind sein, das gerade unsere volle Aufmerksamkeit braucht.

Ob beim gemeinsamen Zähneputzen, einer kleinen Gutenachtgeschichte oder einem kurzen Gespräch im Auto – es sind oft die unscheinbaren Momente, die zählen.

Besonders morgens beim Frühstück versuchen wir, mit jedem Kind kurz ins Gespräch zu kommen. Kein großes Interview, sondern einfach: „Was steht heute bei dir an? Worauf freust du dich?“ Diese kleinen Fragen schaffen Verbindung. Und sie zeigen unseren Kindern: Wir interessieren uns wirklich für sie.

Der Trick mit den festen Ritualen

Wir haben irgendwann gemerkt: Struktur hilft. Und zwar nicht nur uns Eltern, sondern auch den Kindern. Feste Rituale geben Sicherheit – und schaffen Platz für Nähe.

Bei uns sieht das so aus:

  • Nach dem Abendessen bekommt jedes Kind eine kurze 1:1-Zeit. Das sind mal fünf, mal zehn Minuten. Wichtig ist: ohne Ablenkung. Nur wir zwei.
  • Einmal die Woche darf jedes Kind „seinen Nachmittag“ gestalten. Mal wird gebastelt, mal vorgelesen, mal einfach nur zusammen gekuschelt.

Diese Rituale müssen nicht perfekt sein. Aber sie sind verlässlich. Und das spüren die Kinder. Es ist wie ein kleiner Anker im Trubel des Tages, ein Moment, auf den sie sich freuen können. Und ganz ehrlich: Auch für uns sind diese Inseln wertvoll. Manchmal sogar heilsam.

Und es gibt Rituale, die sich fast nebenbei entwickelt haben – wie das gemeinsame Pfannkuchenfrühstück am Samstag oder der kleine Gute-Nacht-Witz, den wir uns jeden Abend erzählen. Diese scheinbar banalen Gewohnheiten machen den Unterschied.

Jeder tickt anders – und das ist okay

Was wir auch lernen mussten: Jedes Kind braucht etwas anderes, um sich gesehen zu fühlen.

Unsere Große redet gern und viel. Sie will erzählen, reflektieren, besprechen. Unser Mittlerer liebt Action – mit ihm müssen wir raus, toben, Ball spielen. Die Jüngste? Die braucht viel Nähe, Kuscheln, Körperkontakt.

Es gibt kein Rezept, das für alle passt. Aber wenn wir genau hinschauen (und ehrlich gesagt: auch mal danebenliegen), dann finden wir Wege, wie sich jedes Kind auf seine Weise gesehen fühlt.

Wir haben angefangen, kleine Notizen zu machen. „Mag gerade Puzzles“, „redet viel über Schule“, „hört gerne Musik beim Einschlafen“ – lauter Kleinigkeiten, die uns helfen, individuell auf die Kinder einzugehen. Es klingt aufwendig, ist es aber nicht. Im Gegenteil: Es spart Energie, weil wir nicht jedes Mal bei Null anfangen.

Multitasking war gestern – Fokus ist heute

Wir dachten lange, wir könnten alles gleichzeitig. Kochen, ein Gespräch führen, den Streit am Esstisch moderieren und nebenbei noch eine To-do-Liste abhaken. Spoiler: Können wir nicht.

Also haben wir angefangen, Aufgaben bewusster zu trennen. Wer gerade „Kind-Zeit“ hat, macht nichts anderes. Auch kein Wäsche falten oder Küche aufräumen. Diese bewusste Entscheidung hat viel verändert.

Und ja – das bedeutet auch, dass manchmal etwas liegen bleibt. Aber dafür bleibt mehr in den Kinderherzen hängen.

Ein Beispiel: Wenn eines der Kinder von der Schule kommt, gibt es erstmal einen Begrüßungs-Tee. Klingt kitschig, ist aber Gold wert. Zehn Minuten sitzen wir zusammen, hören zu, lachen oder schweigen. Diese Mini-Auszeiten geben Energie – uns allen.

Kleine Alltagshelden-Momente

Nicht jeder Tag ist gleich. Es gibt diese chaotischen Montage, an denen alles schiefläuft. Aber es gibt auch die kleinen, stillen Siege:

  • Wenn die Kleine abends sagt: „Das war mein schönster Tag heute.“
  • Wenn der Große sich plötzlich bedankt, dass wir zugehört haben.
  • Wenn wir merken: Unsere Mühe kommt an – vielleicht nicht immer sofort, aber irgendwann.

Oder wenn das Kind, das sich monatelang zurückgezogen hat, plötzlich den Arm um uns legt. Oder wenn wir merken: Da ist Vertrauen gewachsen. Diese kleinen Momente sind unbezahlbar.

Manchmal schreiben wir uns solche Erlebnisse auf – in unser Familienbuch. Einfach ein Notizheft, in das jeder reinschreiben darf. Es hilft, die schönen Dinge nicht im Trubel untergehen zu lassen.

Was uns hilft, dranzubleiben

Natürlich gibt’s auch bei uns Tage, an denen wir abends im Bett liegen und denken: Heute kam Kind XY zu kurz. Aber dann erinnern wir uns an unsere „Werkzeuge“:

  • Kalender mit Kinderzeit-Blöcken: Klingt unromantisch, ist aber mega hilfreich.
  • Spontane Mini-Momente: Mal schnell mit dem einen Kind zur Post gehen – und dabei quatschen.
  • Geschwister-Switch: Einer kümmert sich gezielt um Kind A, der andere übernimmt Kind B.

Außerdem haben wir uns angewöhnt, regelmäßig als Elternteam zu reflektieren. Beim Abendessen oder wenn alle schlafen: „Wie war’s heute? Wer hat was gebraucht? Was lief gut, was nicht?“ Diese Gespräche bringen viel Klarheit – und helfen uns, nicht in alte Muster zu rutschen.

Und manchmal lassen wir auch einfach alle Fünfe gerade sein. Pizza statt Gemüsesuppe, Fernsehen statt Vorlesen – und dafür eine gemeinsame Kissenschlacht im Wohnzimmer. Auch das ist Aufmerksamkeit. Auch das bleibt hängen.

Unser Fazit: Es geht nicht um Gleichheit, sondern um Gerechtigkeit

Manchmal wollen wir alles richtig machen – und vergessen dabei, dass „gleich viel“ nicht immer „richtig“ ist. Unsere Kinder sind verschieden, unser Alltag ist bunt. Und das darf sich auch in unserer Aufmerksamkeit spiegeln.

Wichtig ist: dass jedes Kind spürt – Mama und Papa sehen mich. Sie hören mich. Sie sind da.

Nicht jede Minute. Aber regelmäßig. Echt. Und mit Herz.

 

Denn am Ende zählen nicht die perfekt organisierten Wochenpläne oder die schicken Bastelprojekte, sondern die Momente, in denen wir ganz da sind. Mit einem offenen Ohr. Mit ehrlichem Interesse. Und mit einem Lächeln, das sagt: „Du bist wichtig. Genau du.“

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