Mitten im Wald, zwischen raschelndem Laub und geheimnisvollen Geräuschen, beginnt eines der schönsten Abenteuer, das du als Familie erleben kannst: Tierspurensuche. Keine Tablets, keine Termine – nur neugierige Kinderaugen, ein bisschen Geduld und die Lust, die Natur wie echte Forscher zu entdecken. Und das Beste: Jeder Ausflug ist anders. Mal findest du Fährten, mal Geschichten – und immer jede Menge gemeinsame Zeit.
Der Anfang: Wie alles mit einer matschigen Pfote begann
Alles fing mit einem matschigen Abdruck auf unserem Gartenweg an. „Mama, war das ein Wolf?“ fragte mein Sohn mit großen Augen. Spoiler: Es war ein Nachbars-Hund. Aber dieser Moment hat bei uns eine Begeisterung ausgelöst, die bis heute anhält. Denn ab da wollten die Kinder alles über Tierspuren wissen – und vor allem selbst welche finden.
Also packten wir Rucksack, Becherlupe und Kamera und machten uns auf den Weg. Ziel: der nächste Wald. Und plötzlich war der Sonntagsspaziergang kein „Müssen“ mehr, sondern ein echtes Familien-Abenteuer. Kein Quengeln, kein „Wann sind wir da?“ – sondern Forscherdrang, gespitzte Ohren und gespannte Blicke in jedes Gebüsch.
Die Vorbereitung: Was wir eingepackt haben
Tierspuren zu finden braucht nicht viel – aber ein paar Dinge machen das Ganze einfacher (und spannender für Kinder):
- Eine Lupe oder Becherlupe
- Ein Notizbuch oder Tierspurenheft zum Eintragen und Zeichnen
- Ein Maßband oder Lineal (um die Spuren zu vermessen)
- Snacks (für die Moral!)
- Ein kleines Bestimmungsbuch für Wildtiere
- Gummistiefel und wetterfeste Kleidung
Zusätzlich hatten wir ein kleines Fernglas dabei, falls wir Tiere aus der Ferne entdecken. Und natürlich unsere Kamera – um Beweise zu sichern. Denn die Kinder wollten „richtig forschen“. Am besten mit Beweisfoto und allem Drum und Dran. Was außerdem hilfreich war: kleine Tüten für gesammelte Fundstücke und ein Stück Kreide zum Umkreiden von Abdrücken, bevor sie verwischen.
Erste Erfolge: Pfoten, Trittsiegel und Nagespuren
Schon nach wenigen Metern im Wald hörten wir auf zu reden. Die Kinder hielten automatisch den Atem an, als ob sie spürten, dass hier etwas Besonderes passiert. Und tatsächlich: Die erste Spur ließ nicht lange auf sich warten. Kleine Abdrücke im feuchten Boden – vermutlich ein Fuchs. Wir versuchten, die Zehen zu zählen, prüften die Krallenabdrücke und verglichen die Größe.
Wir knieten uns hin, verglichen mit dem Bestimmungsbuch und diskutierten. Die Kinder kritzelten ihre Beobachtungen ins Notizbuch, malten sogar den Umriss der Spur nach. Es war herrlich. Die Neugier wuchs mit jedem Fund, und bald entdeckten wir auch zerkaute Pilze, Kratzspuren an der Rinde und Federn im Unterholz.
Kurz darauf fanden wir angenagte Tannenzapfen – ein sicheres Zeichen für Eichhörnchen. Die Kinder waren völlig aus dem Häuschen. Jeder Fund war ein kleiner Triumph, wurde bejubelt und diskutiert wie ein seltenes Fossil. Sogar ein leerer Schneckenhausfund sorgte für Aufregung – „Vielleicht war hier ein Vogel auf Futtersuche!“
Vom Spurenlesen zum Geschichten-Erfinden
Was uns dabei so begeistert hat: Die Spuren wurden zum Startpunkt für Geschichten. „Der Fuchs ist sicher nachts hier lang. Vielleicht auf der Suche nach Mäusen?“ – „Und hier hat das Eichhörnchen wohl gefrühstückt!“
Die Kinder begannen, sich ganze Szenen auszumalen. Wer mit wem unterwegs war, wer wen erschreckt hat oder wo die Tiere wohl jetzt gerade sind. Plötzlich wurde der Wald lebendig – nicht nur als Ort, sondern als Bühne für Fantasie, Naturkunde und echte Begeisterung.
Wir erfanden sogar ein eigenes „Tier-Detektivspiel“: Wer als Erstes eine Spur entdeckte, durfte sie benennen und allen die Theorie vorstellen. Ob es sich dabei um ein Wildschwein oder ein „Riesenspringhuhn“ handelte, war manchmal zweitrangig – Spaß machte es immer.
Kleine Forscher ganz groß – was Kinder dabei lernen
Neben dem Spaß hat die Tierspurensuche noch viele weitere Vorteile:
- Achtsamkeit: Die Kinder lernen, genau hinzusehen, sich leise zu bewegen und auf Details zu achten.
- Wissen: Ganz nebenbei erfahren sie viel über Tierarten, Lebensräume und ökologische Zusammenhänge.
- Bewegung: Frische Luft und Bewegung im Wald sind gesünder als jeder Spielplatz.
- Selbstwirksamkeit: Sie merken: Ich kann selbst entdecken, verstehen, dokumentieren.
Und vor allem: Sie spüren, dass Natur kein Bildschirm braucht, um spannend zu sein. Besonders schön war zu sehen, wie sie untereinander kooperierten – sich gegenseitig halfen beim Zeichnen, Spuren erklärten und gemeinsam rätselten.
Unsere Highlights – und was wir (fast) übersehen hätten
Ein besonders magischer Moment war der Fund eines Dachsbau-Eingangs. Erst dachten wir, es sei nur ein Loch im Boden. Doch beim genaueren Hinschauen entdeckten wir Kratzspuren, losen Sand – und Haare im Eingangsbereich. Wahnsinn! Natürlich haben wir nicht versucht, hineinzugucken – Respekt ist wichtig. Aber allein der Gedanke, dass da ein echter Dachs wohnt, war elektrisierend.
Ein anderes Mal fanden wir Schleifspuren im Schnee – vermutlich ein Reh, das sich kurz niedergelegt hatte. Die Kinder legten sich probehalber daneben („Nur zum Vergleich, Mama!“) und analysierten, in welche Richtung es wohl weiterging. Anhand zerbrochener Äste und Spuren im Boden bastelten wir gemeinsam das Bewegungsprofil des Tieres nach.
Und einmal wären wir fast an einer Eule vorbeigelaufen. Nur durch einen kleinen „Häufchen-Fund“ (mit Federn!) kamen wir drauf. Die Kinder fanden es gleichzeitig eklig und spannend – perfekte Kombi für unvergessliche Wald-Momente. Zuhause recherchierten wir dann, wie Eulen ihre Beute verdauen – inklusive „Gewölle-Bingo“.
Wenn nichts zu finden ist – was dann?
Nicht jeder Ausflug ist ein Volltreffer. Manchmal ist es zu trocken, zu viel los im Wald oder einfach Pech. Dann haben wir Plan B:
- Rinde untersuchen – welche Käfer leben darunter?
- Federn sammeln und bestimmen
- Vogelstimmen raten und aufnehmen
- Tierspuren aus Ton formen (zurück zuhause)
Oder wir verwandeln den Wald in ein Naturspielzimmer: Wir bauen ein Mandala aus Fundstücken, machen ein Waldfoto-Suchspiel oder lassen uns Geschichten von Bäumen erzählen. Auch das „geräuschlose Gehen“ – wer schafft es, ohne ein Knacken über den Waldboden zu laufen – ist bei uns sehr beliebt.
Wichtig ist: Es geht nicht ums große Ziel, sondern ums gemeinsame Erleben. Manchmal ist schon der Weg durchs raschelnde Laub das Schönste überhaupt.
Unser Fazit: Warum wir das immer wieder machen
Tierspurensuche ist für uns ein perfekter Mix aus Spiel, Bildung und Familienzeit. Es braucht kaum Vorbereitung, keine Eintrittskarten und keine besonderen Voraussetzungen. Nur offene Augen, Neugier und Lust auf Wald. Jeder Ausflug bringt neue Erkenntnisse – und manchmal sogar neue Rituale.
Mittlerweile hat sich bei uns eingebürgert, nach jedem Ausflug ein „Naturprotokoll“ zu schreiben: Was haben wir gefunden, was war besonders? Die Kinder malen, kleben Federn ein, schreiben kleine Texte. Das sind Erinnerungen, die bleiben – und Lust machen auf mehr.
Es ist erstaunlich, wie viel Kinder (und Erwachsene!) entdecken, wenn sie sich einfach mal treiben lassen. Wenn man nicht durch den Wald hetzt, sondern stehen bleibt, fragt, gräbt, schnuppert. Dabei geht es nie um richtig oder falsch, sondern um den Moment, das gemeinsame Staunen – und die Freude, etwas entdeckt zu haben, was vielleicht vorher niemand gesehen hat.
Und ganz ehrlich: Wir Eltern lernen mindestens genauso viel wie die Kinder. Über Tiere, über Geduld – und darüber, wie schön es ist, einfach mal gemeinsam abzutauchen in eine andere Welt.