Bevor wir überhaupt mit dem Bau angefangen haben, war da dieser eine Moment: Die Kinder saßen am Frühstückstisch, schmierten sich Nutellabrote und philosophierten über Wildbienen. Und wir Eltern? Wir warfen uns diesen Blick zu – du weißt schon, diesen „Okay, das machen wir jetzt einfach“-Blick. So wurde aus einem Gespräch über kleine Tiere ein richtiges Familienprojekt, das uns bis heute begleitet.
Die Idee: Warum eigentlich ein Insektenhotel?
Die Sache begann ganz harmlos – beim Frühstück. Unser Jüngster erzählte begeistert, dass seine Kindergärtnerin etwas von Wildbienen erzählt habe. „Die brauchen ein Zuhause, Mama!“ Und zack – waren wir mitten in einem Familienprojekt, das uns nicht nur näher an die Natur gebracht hat, sondern auch mächtig Spaß gemacht hat.
In Zeiten von Insektensterben und Umweltproblemen wollten wir als Familie bewusst etwas tun – und dabei unseren Kindern zeigen, dass auch kleine Gesten einen Unterschied machen können. Und ehrlich gesagt: Wir hatten einfach Lust auf ein gemeinsames DIY-Projekt, bei dem alle mit anpacken können. Kein Bildschirm, kein Gehetze, sondern echtes Teamwork mit dreckigen Händen und echtem Ergebnis. Ganz nebenbei lernt man so viel über die kleinen Lebewesen, die uns täglich begegnen – und meistens übersehen werden.
Der Plan: Recherche zwischen Frühstück und Mittagessen
Bevor wir wild drauflos bauten, haben wir uns schlau gemacht. Und damit meine ich: Wir haben gegoogelt, YouTube-Videos geschaut und in einer Broschüre vom NABU gestöbert. Die Erkenntnis: Ein Insektenhotel ist keine Raketenwissenschaft, aber ein bisschen Planung braucht es schon.
Was uns besonders wichtig war: Es sollte nicht nur gut aussehen, sondern auch wirklich nützlich sein. Also keine bunt angemalten Deko-Hütten aus dem Baumarkt, sondern ein echtes Zuhause für Wildbienen, Florfliegen, Marienkäfer & Co. Dafür braucht es vor allem natürliche Materialien, eine gute Lage – und Geduld. Und dann die wohl wichtigste Zutat: die Begeisterung der Kinder.
Wir erstellten eine kleine Liste:
- Ein altes Holzregal oder eine Kiste als Grundstruktur
- Bambusrohre, Schilf, Holzstücke mit Bohrlöchern, Tannenzapfen, Stroh, Lehm
- Drahtgitter gegen Vogelneugier
- Werkzeug, Zeit und jede Menge Lust
Zusätzlich planten wir eine „Bauphase“ mit Pausen – für Snacks, Pannen und spontane Ideen. Denn beim Bauen mit Kindern läuft selten alles nach Plan – und genau das macht es so wertvoll.
Das Sammeln: Mitten im Abenteuerwald
Für die Kinder war das Sammeln das reinste Abenteuer. Wir zogen los in den Wald – bewaffnet mit Beuteln, Körbchen und viel Neugier. Dabei gab’s mehr als einmal die Frage: „Kann man das brauchen?“ – und am Ende schleppten wir einen kleinen Schatz zurück. Trockene Äste, Tannenzapfen, Rinde und Schilfrohr – alles wanderte in unseren Naturbaustoff-Fundus.
Besonders spannend: Die Kinder sahen plötzlich den Wald mit anderen Augen. „Guck mal, da ist ein Ast mit Löchern – ob da schon mal eine Biene drin war?“ Wir redeten über Lebensräume, warum Insekten wichtig sind, und warum es gut ist, wenn sie nicht im Schlafzimmer, sondern draußen wohnen. Unterwegs sammelten wir auch Müll ein – der Umwelt zuliebe. So wurde aus dem Ausflug nicht nur Materialsuche, sondern auch ein kleines Nachhaltigkeitsabenteuer.
Zuhause sortierten wir alles auf einer großen Decke aus – wie kleine Naturforscher. Dabei wurden Materialien befühlt, benannt und teilweise nach Geruch bewertet („Papa, das riecht wie Matschsuppe!“).
Der Bau: Sägen, Bohren, Kleckern
Zurück im Garten wurde unsere alte Holzkiste zum Star des Nachmittags. Mein Mann holte die Bohrmaschine raus, und plötzlich war Papa der Held. Jedes Kind durfte mal ein Loch bohren (natürlich mit viel Hilfe), und das erste Bohrloch wurde gefeiert wie ein Geburtstagskerzen-Pusten.
Wir unterteilten die Kiste in kleine „Zimmer“ mit Hilfe alter Bretter und füllten sie nach und nach:
- Bambusröhrchen dicht an dicht – perfekt für Wildbienen
- Tannenzapfen und Rinde für Marienkäfer
- Lehmklumpen mit eingedrückten Löchern für Mauerbienen
- Stroh und Holzwolle für Ohrwürmer
Währenddessen wurde gefachsimpelt: „Wie nennt man eine Biene ohne Hotel?“ – „Obdachbiene!“ (Okay, der war flach – aber wir haben alle gelacht.)
Natürlich ging auch mal was schief: Ein Lehmstück fiel runter, jemand kleckerte Leim auf den Pulli, und das Drahtgitter wollte einfach nicht halten. Aber genau diese Momente machten das Ganze so herrlich menschlich.
Die Kinder malten am Ende noch kleine Holzschildchen: „Zimmer frei!“ und „Insekten willkommen“ – inklusive Bienchen und Marienkäfer in Filzstiftoptik. Unser Hotel bekam so ganz eigene Familien-Note.
Die Platzfrage: Wo wohnt man als Insekt am liebsten?
Ein wichtiger Punkt war der richtige Standort. Also nicht einfach irgendwo in den Schatten gestellt, sondern schön sonnig, windgeschützt und am besten regenabgewandt. Unsere Wahl fiel auf eine Hauswand im Garten, die fast den ganzen Tag Sonne bekommt. Das Hotel wurde mit Steinen gesichert, damit es nicht wackelt – und ein Dach aus Dachpappe bekam es auch noch.
Wir erklärten den Kindern, dass es jetzt Zeit braucht. Dass die Gäste nicht sofort einziehen, sondern manchmal Wochen oder Monate verstreichen, bis das erste Bienchen vorbeischaut. Aber das machte nichts – der Stolz war trotzdem riesig. Und weil Geduld nicht immer die Stärke kleiner Menschen ist, gab’s tägliche „Hotel-Checks“ – mit Taschenlampe und Lupe.
Die Erkenntnisse: Was wir dabei gelernt haben
- Gemeinsam etwas zu bauen, macht richtig Spaß – auch wenn es mal chaotisch wird.
- Kinder lernen unglaublich viel, wenn man sie einfach machen lässt.
- Insekten sind faszinierend – und wichtiger, als wir oft denken.
- Perfekt muss gar nichts sein – unser Hotel hat schiefe Etagen, aber das ist egal.
- Manchmal reicht ein Nachmittag, um etwas Langfristiges zu schaffen.
Und vor allem: Es war mehr als nur ein Bastelprojekt. Es war ein Familienmoment, der bleibt. Ein Nachmittag, bei dem keiner aufs Handy geschaut hat, bei dem gelacht, gelernt und gebaut wurde – und bei dem wir alle ein kleines bisschen mehr verbunden waren. Mit der Natur und miteinander.
Was danach kam: Beobachten, Staunen, Weiterdenken
Schon wenige Tage später kroch ein kleines Insekt zwischen den Bambusröhrchen umher. Begeisterungsstufe: 1000. Die Kinder führten Insekten-Strichlisten, malten Beobachtungen ins Tagebuch und fingen an, im Garten Blüten zu pflanzen. „Damit unsere Gäste auch was zu essen haben!“
Das Projekt hatte eine Kettenreaktion ausgelöst. Wir fingen an, weniger Laub wegzufegen, Totholz liegen zu lassen und überlegten, wie unser Garten noch mehr Lebensraum bieten könnte. Es war, als hätte dieses kleine Hotel ein Fenster geöffnet – zu einem neuen Blick auf unser Zuhause und das Leben darin.
Inzwischen ist das Insektenhotel ein fester Bestandteil unseres Gartens geworden. Besuch kommt und geht, und die Kinder haben sogar angefangen, kleine Insekten-Geschichten zu erfinden: „Herr Brumm zieht heute ein – mit fünf Kindern!“
Wir planen schon das nächste Projekt: eine kleine Wildblumenwiese gleich daneben. Damit es auch für den Frühstücksbesuch was Leckeres gibt.
Fazit: Warum du auch eins bauen solltest
Wenn du als Familie etwas Sinnvolles tun willst, bei dem Kinder lernen, lachen und mit anpacken können – bau ein Insektenhotel. Es braucht kein großes Budget, keine besonderen Vorkenntnisse und keine perfekten Baupläne. Nur Lust, ein bisschen Zeit – und vielleicht eine Bohrmaschine.
Es ist ein Projekt, das mehr ist als nur Basteln. Es verbindet. Mit der Natur, mit den Kindern, mit dem Moment. Und ganz nebenbei tut es auch noch der Umwelt gut. Deine Kinder werden nicht nur zu kleinen Naturforschern – sie erleben auch, dass Nachhaltigkeit ganz praktisch und spannend sein kann.
Also: Ran an die Kiste, raus in den Wald – und losgebaut. Vielleicht entdeckt ihr dabei auch, wie viel Freude im Einfachen steckt.